Verunsicherte Anleger! Pekings Regulierungsoffensive verunsichert
Chinesische Tech-Aktien erwiesen sich für Anleger in den letzten Jahren als zuverlässige Wachstumstreiber im Portfolio. Kürzlich versetzte die Regierung in Peking dem Segment jedoch einen heftigen Dämpfer, indem sie es regulatorisch deutlich enger an die Kandare nahm. Das Gleiche vollzog sich in der Spieleindustrie, zudem sollen US-Börsengänge für chinesische Unternehmen erschwert werden. Anleger in diesen Sparten rätseln, wie es in Zukunft weiter gehen kann!
Die unerwarteten Markteingriffe sorgen bei vielen Anlegern für Nervosität, erste Großinvestoren haben bereits Gelder abgezogen. Am Ende sollen die Maßnahmen zwar zu einem nachhaltigeren Wachstum führen, was Investoren langfristig zugutekommen würde. Welche Maßnahmen noch in der Pekinger Regulierungs-Pipeline stecken, ist indes nicht absehbar.
Hinzu kommen aktuell Sorgen um die Finanzstabilität in China, nachdem der Immobilienriese Evergrande in Liquiditätsnöte geraten ist. Ende September konnte der Konzern eine fällige Zinszahlung entgegen seinen offiziellen Beteuerungen nicht leisten. Ob der Staat ihn auffängt, war zuletzt noch offen.
Die Social-Media- und Computerspiele-Branche ist noch nicht offen von den Regulierungsbehörden mit Einschränkungen belegt worden. Heftige Kritik in staatlichen Medien etwa zur Videospielsucht von Prominenten hat aber bereits Anleger aufgeschreckt und zu massiven Kursverluste geführt. Für Unruhe sorgte im August etwa der Bericht eines chinesischen Staatsmediums, in dem Online-Spiele als “spirituelles Opium” bezeichnet wurden. Dies ließ den Marktwert des Branchenriesen Tencent in der Spitze um 60 Milliarden Dollar einbrechen und schürte die Befürchtung, die Regierung könnte demnächst auch beim Videospiele-Sektor härter durchgreifen. Tencent reagierte mit Einschränkungen für Minderjährige beim beliebten Spiel “Honor of Kings” und versprach Maßnahmen, damit Kinder weniger Zeit mit Videospielen verbringen.
Weibo, das einen Twitter-ähnlichen Dienst betreibt, gab nach Kritik am Promi-Hype der sozialen Medien eine Ranking-Liste auf.
BILDUNG
Die Regierung beschloss im Juli, dass Firmen aus der Bildungsbranche, die Nachhilfe in den Kern-Schulfächern anbieten, künftig keine Gewinne mehr abwerfen dürfen und begründete dies mit einer finanziellen Entlastung von Familien. Dies ließ die Kurse von betroffenen börsennotierten Bildungsanbietern wie Gaotu, TAL Education und New Oriental Education zeitweise um bis zu 70 Prozent einbrechen.
FAHRDIENSTE
Nur Tage nach der Börsennotierung in New York untersagte die chinesische Internetaufsicht CAC dem heimischen Uber-Rivalen Didi, neue Kunden in China zu akquirieren, was den Kurs des Fahrdienstvermittlers um rund ein Fünftel einbrechen ließ. Zugleich sperrten die Aufseher die Didi-App für den Download. Zur Begründung wurden schwerwiegende Verstöße bei der Sammlung und Nutzung persönlicher Daten genannt. Analysten und Investoren sahen die Maßnahmen eher im Zusammenhang mit der Kritik von Auslandsnotierungen chinesischer Konzerne sowie der Sammlung großer Datenmengen.
BITCOIN
Bitcoin & Co sind der Führung in Peking schon lange ein Dorn im Auge. Im Mai weiteten die Finanzaufseher die Beschränkungen für Kryptowährungen aus, indem sie ihre Verwendung für Zahlungen oder Abrechnungen durch Banken und Online-Unternehmen untersagten. Im Laufe des Sommers ordneten die Behörden zudem die Schließung von Serverfarmen an, die im Fachjargon als “Schürfer” oder “Miner” bezeichnet werden und schickten damit Bitcoin auf Talfahrt. Bislang war weltweit rund die Hälfte der neuen Bitcoin in China geschürft worden.
IMMOBILIENMARKT
Die Regierung sowie Regulierungsbehörden nahmen im Juli den Immobiliensektor ins Visier, was rund ein Zehntel des CSI 300 Real Estate Sub-Index ausradierte. Die Behörden beschränkten die Immobilienkreditaufnahme und legten Obergrenzen für Immobilienentwickler und Banken fest. Damit solle eine Immobilienblase verhindert werden, hieß es zur Begründung.
WAS KOMMT ALS NÄCHSTES?
Nachdem der Staatsrat im Juni niedrigere Preise für Medikamente sowie Reformen gefordert hatte, befürchten Investoren Maßnahmen im Gesundheitssektor. Auch Technologieunternehmen stellen sich auf weitere Einschränkungen ein. Unter anderem rüsten sie sich gegen ein Datensicherheitsgesetz, das Risikobewertungen und Berichte an Behörden vorschreibt. Spuren wird auch ein geplantes Gesetz haben, das die Speicherung von Benutzerdaten regelt. Die von Präsident Xi Jinping angestrebten Einschnitte für Superreiche in China setzt zudem Luxuswerte unter Druck.
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