Naturgefahren: 2021 brachte Schäden in Rekordhöhe
Rund 12,5 Milliarden Euro Schäden an Gebäuden, Hausrat, Betrieben und Kfz haben Naturgefahren im vergangenen Jahr verursacht. In den knapp 50 vorhergehenden Jahren, für die Daten vorliegen, war das Schadensausmaß nie höher. Unversicherte Schäden sind in der enormen Summe allerdings nicht enthalten, tatsächlich war das Ausmaß der Zerstörung also wesentlich größer.
Rund zwei Drittel der Schäden gehen auf die Hochwasserkatastrophe zurück, die im Juli insbesondere Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen, aber auch Teile Bayerns und Sachsens heimsuchte. Die Hagelstürme im Juni richteten 1,7 Milliarden Euro an versicherten Schäden an, vor allem Autos und damit die Kfz-Versicherer waren davon betroffen.
Im langjährigen Mittel werden weniger als vier Milliarden Euro versicherte Schäden bei Naturgefahren pro Jahr verzeichnet. Ausreißer nach oben verursachten das August-Hochwasser und heftige Stürme 2002 (11,3 Milliarden Euro) sowie eine Orkanserie 1990 (11,5 Milliarden; Werte hochgerechnet auf heutige Preise).
Ausreichend Kapitalpuffer dank Rückversicherern
Ähnlich hoch seien die Schäden nach Angaben des Verbands nur im Jahr 2002 gewesen, als unter anderem das August-Hochwasser an der Elbe für ein Schadenvolumen von 11,3 Milliarden Euro gesorgt hatte – sowie im Jahr 1990, als durch mehrere Orkane Schäden von 11,5 Milliarden Euro entstanden. Die Versicherungsschäden für die Juli-Flut dieses Jahres kalkulieren die Unternehmen bislang mit rund sieben Milliarden Euro. 6,5 Milliarden Euro davon entfallen auf Wohngebäude, Hausrat und Betriebe sowie rund 450 Millionen Euro auf Kraftfahrzeuge. Bereits die Unwetterserie vom Juni hatte für ein versichertes Schadenvolumen von 1,7 Milliarden Euro gesorgt. Allein die Hagelschäden an rund 275.000 Autos schlugen laut GDV-Geschäftsführer Asmussen bei den Versicherern mit etwa 700 Millionen Euro zu Buche – für die Kfz-Versicherer der viertgrößte Hagelschaden seit Beginn der Statistik.
Dank Rückversicherern würden die Assekuranz-Unternehmen allerdings über ausreichend Kapitalpuffer verfügen, um die Folgen der Naturkatastrophen dieses Sommers abzumildern. So wiesen die Schaden- und Unfallversicherer Ende 2020 Eigenmittel von rund 120 Milliarden Euro aus.
Verordnung für Wiederaufbaufonds beschlossen
Die volkswirtschaftlichen Schäden sind hingegen weitaus größer. Denn viele Gebäude seien laut GDV nur lückenhaft versichert, nicht einmal die Hälfte der Verbraucher besitze eine Elementarschadenversicherung. Um die Opfer der Flut zu entschädigen, beschloss der Bund Mitte August einen Wiederaufbaufonds in Höhe von 30 Milliarden Euro. Am Mittwoch entschied das Bundeskabinett über die konkrete Verwendung der Gelder und brachte eine entsprechende Verordnung auf den Weg. Laut Bundesfinanzminister Olaf Scholz sollen die Mittel aus dem Fonds zunächst verwendet werden, um zerstörte Gebäude und Infrastruktur wie Straßen und Brücken wieder aufzubauen. Dabei wird das Geld nach einem festen Schlüssel verteilt: Rheinland-Pfalz bekommt 54,5 Prozent, Nordrhein-Westfalen rund 44 Prozent, Bayern 1 Prozent sowie Sachsen 0,5 Prozent. Zudem können von der Flut betroffene Haushalte und Unternehmen mit Entschädigungen von bis zu 80 Prozent des erlittenen Schadens rechnen. In begründeten Härtefällen soll der gesamte Schaden ausgeglichen werden.
Der GDV will im Herbst Vorschläge unterbreiten, wie mehr Häuser zu risikogerechten Preisen versichert werden können. Eine Pflichtversicherung gegen Elementarschäden lehnt der Verband ab und setzt sich stattdessen für ein „neues Konzept zur Klimafolgenanpassung“ ein, das aus „Aufklärung, verbindlichen Maßnahmen zur privaten und staatlichen Prävention und Versicherung“ besteht. Denn: Eine Pflichtversicherung nehme Hausbesitzern und Unternehmen den Anreiz, gegen Naturgefahren vorzusorgen.